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Channel: von Roger und anderen Tigern
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Leere

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08.09.06a

In der ersten Klasse hatte ich einen Sportunfall, dem ich 4 Wochen zusätzliche Ferien während der Schulzeit verdankte. Weiß jemand von euch wie viele Buchstaben man in dieser Zeit lernt? Ich habe keine Ahnung, aber mir wurde danach immer erzählt, dass es eine ganze Menge gewesen sein müssen, denn ich blieb im dem Fachbereich „Buchstaben kennen und aneinanderreihen“ auf der Strecke. Meine Eltern und Großeltern übten mit mir immer wieder fleißig und voller Motivation diese doch so leichte Übung. Ich hasste es! Um meinem kindlichen Unmut Ausdruck zu verleihen weinte ich oft während der ganzen Übungsphase. Schließlich zeigte mein Flehen Erfolg oder meine Eltern beschlossen, dass ich gut genug für ihr Nervenheil war, denn schließlich stellten sie die quälenden Leseproben ein. Die Feindseligkeit zum Lesen blieb.
Selbst in der 7. Klasse hasste ich noch laut vorzulesen. Ich las langsam und voller Fehler. Ein Grauen in jeder Schulphase meines Lebens.
Bis irgendwann eine nette Nachbarin zu mir meinte, dass dieses Problem ganz einfach zu lösen sei. Ich müsste nur ein spannendes Buch lesen. „Bücher können spannend sein?“ Allein der Satz schien voller Unwahrheiten zu sein. Die Worte spannend und Buch passten mindestens genauso schlecht zusammen wie Lesen und freiwillig! Tz!
Aber aus welchem Grund auch immer fasste ich mir ein Herz und las mein allererstes Buch: Antennenaugust. Zugegebenermaßen war es eine Vorgabe aus der Schule, aber ich las es komplett durch und merkte mir sogar den Inhalt ;)

Mit 14 Jahren entdecke ich das Buch „Friedhof der Kuscheltiere“ bei meiner Tante im Regal. Während den ersten Seiten ergriff mich beim Lesen etwas... lange, rauchartige Tentakel umschlangen meine Hände und fesselten sie an das Buch, hielten meine Augen geöffnet und fixierten meinen Blick auf die Zeilen. Ich war gefangen. Das Urteil lautete: körperliche Einengung in einer bequemen Zimmerecke und psychische Halluzinationen bis alle 400 Seiten durchgearbeitet sind.

Bis heute riss der Bann nie ab… auch wenn die Werke von Stephen King mächtig nachgelassen haben.

In der Sekundarstufe II begann mein Kopf plötzlich beim Lesen nachzudenken, gut formulierte Sätze aneinander zu ketten und geschmackvolle Formulierungen abzuspeichern. Ich schrieb Kurzgeschichten und füllte ganze Bücher mit eindrucksvollen Alltagschilderungen (Nein, ich schrieb kein Tagebuch). Bücher inspirierten mich, ich bekam Lust zu Schreiben und Auszuprobieren. Meine Favoriten waren alltagsnahe Erzählungen, erotische Romane, ab und an ein Liebesroman oder eine schicksalshafte Kriegsgeschichte.

Im Studium las ich auf einer Internetseite verschiedene Werke von mehr oder weniger talentierten Schriftstellern, die keine waren. In Bücherläden genehmigte ich mir Leseproben, die auch gern ein Viertel des Buches umfassen konnten :D

Heute lese ich Blogs (und Fachbücher über Zwangs- oder Somatisierungsstörungen)… Es begann mit einem Blog, dessen Ausdruck mich wahrlich beflügelte. Egal ob ich einen Post schon mehrmals gelesen hatte oder er ganz neu online stand, ich liebte es, darin zu schmökern und dabei das Feuerwerk von Gedanken in mir aufzufangen. Die Autorin schaffte es ihr Leben farbig mit Worten zu untermalen, alltägliche Probleme wurden zu Symphonien der Wirklichkeit, glückliche Augenblicke zu Wundern des Alltags und Peinlichkeiten zu mitreißenden Komödien.
Dieses Blog gibt es leider nicht mehr und mit ihm scheint auch die Autorin verloren gegangen zu sein. Ich vermisse dieses Blog, die Inspiration und die blühenden Schilderungen und das, was sie in meinem Kopf auslösten.

In meinen endlosen Streifzügen durch das WWW finde ich viele tolle Blogs und ich genieße es wirklich sehr, in euren Blogs zu stöbern und mir die Fotos anzusehen :)
Aber mein Kopf bleibt ideenlos. Die eigenen Posts sind mühsam und gehen nur schleppend von der Hand…
Bin ich wirklich so unkreativ, dass es nur mit Anstoß funktioniert oder hängt es mit dem Berufseinstieg und der knapperen Freizeit zusammen? Liegt es an der geringen Sonneneinstrahlung über den Winter oder ist es nur eine akute Phase?

Habt ihr etwas, dass euch fürs Schreiben beflügelt? Gibt es in der gigantischen Blogwelt auch für euch ein Blog, das euch besonders inspiriert? …

*vorsichtshalber habe ich Dämme errichtet und bin gut für eine Linkflut (auch gern keine Strickblogs) gewappnet*

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